Ahrweiler Schützen sorgen sich um ihre Traditionen. Veränderungen in der Kirche könnten sich auf das Fronleichnamsfest auswirken.
Fronleichnam in Ahrweiler, das ist die Kombination aus einem hohen Fest der katholischen Kirche und einem hohen Fest der Schützen, die einst die Fronleichnamsprozession bewachten und sie heute begleiten. Auch in diesem Jahr boten die drei Ahrweiler Schützengesellschaften wieder eine rund 600 uniformierte Personen starke Eskorte des Allerheiligsten auf. Das bedeutet zumindest für die Ahrweiler Altstadt so etwas, wie „Ausnahmezustand." Schon vor sechs Uhr in der Früh zogen Musikanten durch die Gassen und weckten die Einwohner, krachende Böller taten ihr Übriges dazu, dass niemand die Feierlichkeiten verpasste. Tolles Frühlingswetter spülte dazu jede Menge Gäste in die Stadt, die spätestens zur Mittagszeit richtig voll war. In den Straßencafés waren Plätze Mangelware, das kirchlich-gesellschaftliche Geschehen lockte die Touristen an, während die Gläubigen von St. Laurentius mit den Schützen der Monstranz durch die Ahrweiler Straßen zu den Altären an den Stadttoren folgten.
Nach dem Schlusssegen in St. Laurentius am Mittag ging auf dem Markt das traditionelle Zeremoniell der Schützen weiter. Bürger, Junggesellen und Aloisiusjungen bildeten eine große Front, die drei Majestäten der Gesellschaften schritten diese ab, dem dreifachen Doppel-Salut folgte die Stechschritt-Parade der fünf angetretenen Junggesellenzüge aus Ahr-, Nieder- und Oberhut, Walporzheim und Bachem. Eine Jury bewertete das Auftreten der Züge, am Samstagabend wurde zum Abschluss des Schützenballs im Festzelt an der Feuerwehr der Sieger gekürt.
Während die Junggesellen am Nachmittag nach Bachem weiterzogen, um auch dort ihre neue Majestät Daniel Schopp vorzustellen, trafen sich die St. Sebastianus Bürgerschützen zum Festkommers im Bürgerzentrum. Dabei verriet Hauptmann Jürgen Knieps, dass er all die Schützen gezählt habe, die sich übers Jahr in den einzelnen Gremien, bei der Weinherstellung oder im Tambourcorps engagieren. Er kam auf 133, was knapp einem Fünftel der Mitglieder entspricht. Sie sorgen in erster Linie dafür, dass die Traditionen leben. Traditionen, die eng mit dem christlichen Glauben verbunden seien, so der Hauptmann. Er, aber auch der amtierenden Schützenkönig Willi Busch, sprachen daher auch den aktuellen Wandel in der Kirche an. Angesichts immer weniger Priester geht bei den Schützen die Angst um, das Fronleichnamsfest könne in absehbarer Zeit nicht mehr in althergebrachter Weise gefeiert werden. Schon beim Patronatsfest im Januar gab es vorab keine Messe mehr, sondern einen von den Schützen gestalteten Wortgottesdienst. „Das Fronleichnamsfest aber hat die Unterstützung der gesamten Pfarreien-gemeinschaft verdient", machte Willi Busch deutlich. Präses Dechant Jörg Meyrer ging auf die Befürchtungen nicht ein, er betonte in seinem kurzen Grußwort lediglich, er habe große Lust am Gestalten der aktuellen Veränderungen.
Überhaupt fassten sich die Redner beim Festkommers kurz. Landrat Jürgen Pföhler erinnerte an den eine Woche zurück liegenden großen Zapfenstreich beim 200-jährigen Jubiläum des Kreises und dankte erneut für die Aufführung. Bürgermeister Guido Orthens Dank galt den Schützen für deren soziales Engagement, das beim letztjährigen Benefizkonzert der Big Band der Bundeswehr wieder zum Ausdruck kam. Ahrweilers Ortsvorsteher Peter Diewald dankte ebenfalls, nämlich dafür, dass beim Schützenfest die schnelllebige Zeit stillstehe und ausreichend Raum für Gespräche bleibe. Den Schützen schien übrigens im Bürgerzentrum, wo reichlich Schützenwein floss, in diesem Jahr die Sonne nicht mehr ins Gesicht, seitens der Stadt war die im Vorjahr versprochene neue Beschattung der Dachfenster installiert worden. Hier galt der besondere Dank des Hauptmanns an Bürgermeister Orthen.
Am Nachmittag präsentierten sich die Schützen dann bereits sichtlich dezimiert noch zu einem Umzug durch die Ahrweiler Altstadt, ehe sie sich in ihre Quartiere zurückzogen. Ein langer Tag ging zu Ende und ein weiterer stand bevor. Denn am Freitag gingen die Feiern weiter. Am Nachmittag zogen die Züge einmal mehr auf, nach Salutschüssen zeigten die Bürger dann auf dem Markt, dass sie in puncto Stechschrittparaden den Junggesellen immer noch in nichts nachstehen. Am Abend folgte dann zum Ausklang der Schützenball im Ahrweiler Bürgerzentrum, ehe das Fest für die St. Sebastianus Schützen um Mitternacht mit einem letzten Umzug, auch „Wackelzug" genannt, endete.
Ehrungen:
Die Sankt Sebastianus Bürgerschützen in Ahrweiler haben rund 700 Mitglieder, viele davon seit langen Jahren. Am Fronleichnamstag gab es insgesamt 22 Ehrungen. Die Jubiläumsmedaille und eine Urkunde für 40-jährige Mitgliedschaft erhielten Willi Dresen, Winfried Gies, Kurt Pantenburg, Hans-Adolf Sonntag (alle Elitecorps), Willi Förster, Bernd Kohlhaas (beide Hauptmannsglied), Ernst Hehle (Königsglied), Horst Monreal, Ludger Volkermann (beide Leutnantsglied) und Peter Krämer (Oberleutnantsglied). Für 25-jährige Mitgliedschaft geehrt wurden Friedhelm Jakobs, Toni Noack (beide Fähnrichsglied), Michael Berbig (Königsglied), Walter Unternbäumen (Leutnantsglied), Udo Groß, Heinz-Peter Hoppe,Lothar Pfanner, Christian Woitek (alle Oberleutnantsglied), Ernst Küls, Rolf Schönewald, Peter Schweig (alle Tambourcorps) sowie Michael Krah (Unterleutnantsglied).