Otto Schäfer blinzelt. Die Sonne blendet. Langsam hebt er das Refraktometer ans Auge. Sein Blick trügt ihn nicht, und er strahlt: "Mehr als 100". 103 Öchslegrade brachte der Spätburgunder, den die Ahrweiler Bürgerschützen am Mittwoch im Forstberg, hoch über dem Kreishaus gelegen, lasen. "Einen solchen Jahrgang hab' ich noch nicht erlebt", sagt Otto Schäfer. Schäfer ist so etwas wie der Nestor der Ahrweiler Winzer.
Der 79-jährige ist der ehemalige Offizier des Hauptmannsgliedes der Schützen immer noch die Nummer Eins im Wingert der Sebastianer, um die er sich seit 40 Jahren bemüht. Die 600-jährige Schützengesellschaft ist weltweit die einzige ihrer Art, die über eigene Weinberge verfügt und ihren eigenen Wein produziert. Seit mehr als 400 Jahren ist der Weinbau für die Schützen nachgewiesen. Und die Flächen mehren sich fast ständig. Durch Nachlässe oder auch durch Zukauf von Rebland. Im Forstberg gab es am Mittwoch ein kleines Jubiläum. Denn seit 25 Jahren kümmert sich Dieter Hüttig um die Wingerte der Schützen. Und das rund ums ganze Jahr.
Dafür dankte ihm Hauptmann Wilhelm Busch, der sich sehr zufrieden mit dem Leseergebnis zeigte. Verarbeitet werden die Trauben im Weingut J.J. Adeneuer. Marc Adeneuer, auch Mitglied der Bürgerschützen, hat diese Aufgabe vor Jahren von Otto Schäfer übernommen. Beide sind auch heute noch ein Gespann und stolz auf den Schützentrunk. Ihr jüngster Erfolg: eine Goldene Kammerpreismünze für den Forstberg 2002. Die Schützenweine sind übrigens nicht verkäuflich. Sie werden nur bei Veranstaltungen der Sebastianer ausgeschenkt oder zu besonderen Anlässen verschenkt. Einzige Ausnahme war die 600-Jahr-Feier im vergangenen Mai. Da konnten alle Gäste sich von der Qualität des Schützentrunks überzeugen.